Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie
Angriff auf die Ukraine sorgt für angespannte Situation in der Holzwerkstoffindustrie

Der russische Angriff auf die Ukraine sorgt für eine angespannte Situation in der Holzwerkstoffindustrie: Die Auswirkungen sind in vielerlei Hinsicht zu spüren, allgemein ist die Situation angespannt. Um die Krise abzumildern, sieht der Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie e.V. (VHI) verschiedene Ansatzpunkte. 

„Der VHI verurteilt den russischen Angriff auf die Ukraine mit aller Schärfe. Dessen Auswirkungen spürt die deutsche Holzwerkstoffindustrie in vielerlei Hinsicht: Bereits massiv betroffen ist sie als energieintensive Industrie von der Kostensteigerung in allen Energieträgern und – wie die chemische Industrie und die Düngemittelindustrie – von der drastischen Preiserhöhung der gasbasierten Produkte (konkret: Harnstoff für Leimsysteme). Ein Ausfall der Energieversorgung oder der Versorgung mit harnstoffbasierten Leimsystemen würde zum Ausfall der Produktion und negativen Auswirkungen auf die Lieferkette führen – also den Bereichen Bau, Möbel und Verpackungen“, erklärt Geschäftsführerin Anemon Strohmeyer.

Zwar reiche der Einkaufsradius der Holzwerkstoffindustrie nicht in relevantem Maße nach Russland oder Belarus. Die Holz-Verfügbarkeit werde aber insgesamt schlechter werden: „Ein wesentlicher Effekt ist, dass Länder, von denen Deutschland Holz in stärkerem Ausmaß einkauft, wie zum Beispiel Polen, weniger oder gar kein Holz aus Russland und der Ukraine bekommen. Dies führt zu Mengenverschiebungen, von denen dann auch die deutsche Holzindustrie betroffen ist, da weniger Holz und Vorprodukte aus diesen Ländern nach Deutschland exportiert werden. Die Auswirkungen des Krieges bezüglich der Holzversorgung werden Deutschland also eher über die Anrainerstaaten als eine Art Dominoeffekt erreichen. Da laut den Zertifizierern PEFC und FSC sämtliches Holz aus Russland und Belarus mittlerweile als so genanntes Konfliktholz gilt, wird der bereits extrem angespannte Markt für zertifizierte Produkte weiter verknappt. Dies verschärft eine bereits bestehende Wettbewerbssituation um zertifizierte Hölzer.“

Neben der Sorge um die verlässliche und bezahlbare Energieversorgung gelte die vordringlichste Sorge der Gasabhängigkeit in Bezug auf Leime, die für die Herstellung von Holzwerkstoffen benötigt werden: „Sie sind harnstoffbasiert, werden also industriell aus Gas hergestellt und sind nicht substituierbar. Betroffen sind im Schwerpunkt Spanplatten- und Faserplattenhersteller als Zulieferer für die Bau-, Möbel- und Verpackungsindustrie. Allgemein ist die Situation angespannt“, so Strohmeyer.

„Um die Krise abzumildern, sieht der VHI verschiedene Ansatzpunkte: Die Direktimporte von Harnstoff müssen erhöht werden. Die Strom- und Gasversorgung der Holzwerkstoffindustrie darf nicht gekürzt werden. Bei der Entwicklung einer Abschalt-/Kürzungsreihenfolge muss die Relevanz der Holzwerkstoffindustrie für die nachgelagerten Wertschöpfungsketten Bauen, Möbel, Verpackungen beachtet werden. Eine finanzielle Unterstützung der energieintensiven Industrie und der Endverbraucher ist notwendig. Diese könnte etwa in Form einer „Klimaschutzprämie“ erfolgen, um die Kaufentscheidung auch in Krisenzeiten zugunsten nachhaltiger Produkte zu lenken und nachhaltiges Bauen und Wohnen bezahlbar zu halten. Und auch wenn die Energieversorgung das alles beherrschende Thema ist, dessen Lösung alle Wirtschafts- und Gesellschaftsbereiche herausfordert: Angesichts der Verknappung des Rohstoffs Holz wäre ein Ausbau der Holzverbrennung sowie Stilllegungen von heute genutzten Waldflächen kontraproduktiv. Hier gilt es, mit der im Koalitionsvertrag angekündigten Biomassestrategie, der Verankerung der Kaskadennutzung und der Etablierung der Kreislaufwirtschaft die maßgeblichen Stellschrauben nachzuziehen“, fordert die VHI-Geschäftsführerin.


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