Daten Competence Center
Digitale Produktpässe im Fokus

Foto: DCC

Löhne. Rund 60 Vertreter aus Möbelindustrie und -handel, Software-Dienstleister sowie Verbundgruppen haben sich am 14. und 15. Mai zu den Fachbeiratssitzungen Kitchen/Bath sowie Living des Daten Competence Center (DCC) in der Lehrwerkstatt Möbelindustrie in Löhne getroffen. Im Fokus der Veranstaltungen stand der Digitale Produktpass im Kontext zur Umsetzung der 2024 veröffentlichten EU-Ökodesignverordnung (Ecodesign for Sustainable Products; ESPR) mit dem Ziel, Endverbraucher vor Kauf wirtschaftlicher Güter umfassend und besonders zum Schwerpunkt Nachhaltigkeit zu informieren. 

Dr. Olaf Plümer, Geschäftsführer des DCC, und Anika Degenhard, Leiterin Standardisierung des DCC, berichteten zu den jüngsten Entwicklungen und Festlegungen im Arbeitsplan 2025-2030 der EU-Kommission zu ESPR, in den Workinggroups des JTC-24 im CEN/CLC, über die geplante Zeitschiene beim Digitalen Produktpass, zu der geforderten Artikelkennzeichnung (Unique Identifier) und zum Klassifizierungssystem ECLASS, in dessen neuester, möbelrelevanten Version auf Merkmalsebene die für die jeweiligen DPP relevanten Produktdaten angelegt werden können. Dazu gehören auch digitale Informationen zum CO2-Fußabdruck, zum Wasserverbrauch durch die Produktion selbst vor der Inverkehrbringung von Produkten, zur Haltbar- und Reparierbarkeit sowie zu den Optionen und Umfang der Recycelfähigkeit.

Die Gewichtung von Möbel wurde von Brüssel von vormals vierter Stelle auf Platz zwei der Prioritätenliste vorgerückt – für die Bereitstellung aller relevanten Daten sowie deren Strukturierung bleibe daher nur wenige Jahre. Die Folge: Der rechtswirksame Delegated Act hierzu datiert nun neu auf 2028. Bei einer Umsetzungsphase von 18 Monaten heißt dies laut DCC, dass ab 1. Juli 2029 keine Möbel mehr in Verkehr gebracht werden dürfen, für die kein DPP vorliegt. Die verbleibende Zeit sei also für die Industrie, die Hersteller und auch für den Handel knapp bemessen.

Während erstere im Fall von Küchen als typische Kommissionsware für jedes Bauteil komplette Datensätze erarbeiten müssen oder Polstermöbelhersteller unter dem Druck stehen, dass der Delegated Act für Textilien bereits 2027 greifen könnte, steht der Möbelhandel vor Herausforderungen u.a. bei Erstinverkehrbringung importierter Nicht-EU-Ware, so die Experten.  

Eine Inverkehrbringung von Möbeln ohne DPP führe ab Stichtag zur Unzulässigkeit. Somit sei klar, dass der Möbelhandel eine Warenannahme dann verweigern müsse und in den nächsten Monaten gegenüber der Industrie zunehmend Druck aufbauen würde. Auf den Fachbeiratssitzungen wurde ebenso deutlich, dass Dienstleister bei der Erstellung der DPP nur begrenzt unterstützen könnten: Die Verantwortung bei der Produktidentifikation liege laut DCC allein bei den Wirtschaftsbeteiligten. Die EU-Kommission wiederum habe sehr ehrgeizige Ziele gesetzt: Das JTC 24 soll bis Ende 2025 alle Standards formuliert, bis März 2026 harmonisiert haben.

Für die Möbelindustrie stehen seit einiger Zeit normierte Arbeitsgrundlagen über das Klassifizierungssystem ECLASS zur Verfügung. Wer dessen neueste Version bereits nutzt oder mit der Nutzung zeitnah beginnt, ist laut den Experten klar im Vorteil. Vergleichbares gelte für das Datenaustauschformat für Geschäftsprozesse: Wer EDI im Unternehmen bereits etabliert hat, könne ebenso sicher für die Zukunft planen.


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