Jahresbilanz der deutschen Möbelindustrie 2018
Differenziertes Bild

Auch 2018 konnte die deutsche Möbelindustrie ihre Umsätze gegenüber dem Vorjahr insgesamt steigern – leicht um 0,7 Prozent auf rund 17,965 Mrd. Euro. Bei einem genaueren Blick auf die vom Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM) unter Berufung auf die Zahlen des Statistischen Bundesamtes veröffentlichten Jahresbilanz wird allerdings deutlich, dass das vergangene Jahr bei Weitem nicht für alle Segmente positiv verlaufen ist.

Nachdem die Umsätze der deutschen Möbelindustrie von 2014 bis 2016 kontinuierlich gewachsen sind, erhielt dieser Trend 2017 einen ersten Dämpfer, von dem sich die Umsätze im vergangenen Jahr wieder erholten und mit einem Plus von 0,7% bei rund 17,965 Mrd. Euro stehen. Das zeigen die Berechnungen des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie (VDM) auf Grundlage der Zahlen des Statistischen Bundesamtes. „Die Umsatzentwicklung hat damit die witterungsbedingt gedämpften Erwartungen bestätigt“, so Jan Kurth, Geschäftsführer des VDM.

Zwei Gewinner

Das insgesamt leichte Wachstum resultierte 2018 aus den guten Ergebnissen von zwei Segmenten der deutschen Möbelindustrie (vgl. Grafik 1). So befinden sich die Küchenmöbelhersteller mit einem Plus in Höhe von 6,3% auf rund 4,911 Mrd. Euro weiterhin auf Wachstumskurs. Die Umsätze setzen sich aus 2,925 Mrd. Euro (+5,1%) im Inland und 1,986 Mrd. Euro (+8,1%) im Ausland zusammen. Die zweiten Gewinner im vergangenen Jahr sind Büro- und Ladenmöbel, die ein Plus von 5,8% erzielten und damit auf rund 4,265 Mrd. Euro gewachsen sind. Auch in diesem Segment fiel das Plus im Ausland mit 7,4% (1,026 Mrd. Euro) höher aus als im Inland, wo 3,239 Mrd. Euro (+5,3%) umgesetzt werden konnten.

Schwieriger Inlandsmarkt

Die übrigen Segmente mussten 2018 dagegen sinkende Umsätze hinnehmen. Einmal mehr recht drastisch fiel der Rückgang mit -11,5% bei Matratzen aus. Besonders auf dem Inlandsmarkt war die Nachfrage nach Matratzen deutscher Hersteller mit einem Minus in Höhe von 12,6% auf 647 Mio. Euro. Im Ausland sank der Umsatz in diesem Segment um 4,7% auf 120 Mio. Euro. Auch bei den Wohnmöbelherstellern gingen die Umsätze im vergangenen Jahr zurück (-3,3%). Damit erwirtschaftete das nach wie vor umsatzstärkste Segment der deutschen Möbelindustrie 7,102 Mrd. Euro. Anders als bei den Matratzenherstellern gingen die Umsätze im Inland mit -1,9% auf rund 4,750 Mrd. Euro allerdings weniger stark zurück als im Ausland (-6,0% auf 2,353 Mrd. Euro). Polstermöbel befinden sich wiederum im Trend einer schwächeren Nachfrage nach deutschen Möbeln im Inland (-6,7%). Da auch im Ausland weniger Polstermöbel „made in Germany“ abgesetzt werden konnten, steht bei 919 Mio. Euro ein Minus in Höhe von 5,2% in den Büchern.
Damit fasst Kurth das Jahr 2018 in der deutschen Möbelindustrie folgendermaßen zusammen: „Ausland lief besser als Inland, Küche und Büro besser als Wohnmöbel.“ Der Gesamtumsatz setzt sich aus 12,143 Mrd. Euro im Inland (+0,7%) und 5,822 Mrd. Euro im Ausland (+0,9%) zusammen. Für das laufende Jahr rechnet der VDM mit einem Umsatzzuwachs der deutschen Möbelindustrie um bis zu 2%, „je nach Auswirkungen des Brexit und möglicher internationaler Handelskonflikte auf die Branche“, so Kurth.

Exporte auf Rekordhoch

Dass sich der bevorstehende EU-Ausstieg Großbritanniens bereits 2018 auf die Handelsbeziehungen ausgewirkt hat, zeigen die rückläufigen Export-Umsätze (-5,3% auf 700 Mio. Euro) des deutschen Möbelaußenhandels in das Vereinigte Königreich. Da unter den Top 10 der Zielländer (vgl. Tabelle 1) die Umsätze nur noch in der Schweiz um 2,2% auf 1,096 Mrd. Euro gesunken sind, steigerten sich die Ausfuhren 2018 insgesamt um 2,2% auf 10,9 Mrd. Euro. „Dies ist der höchste jemals gemessene Exportwert. Besondere Dynamik entwickelte dabei der Wachstumsmarkt China mit einem Ausfuhrplus von 14,7 Prozent. Aber auch die wichtigen Märkte in Europa zeigten eine positive Tendenz.
So konnten wir nach Frankreich – dem wichtigsten Exportmarkt der Branche – 6,6%, in die Niederlande 4,4% und nach Italien sogar 11,1% Prozent mehr absetzen“, so Kurth. Damit geht mittlerweile knapp jedes dritte Möbel (32,4%) aus deutscher Produktion in den Export.
Der Anteil der EU-Länder an den gesamten deutschen Möbelexporten lag 2018 bei 70,3%, gefolgt von den europäischen Ländern außerhalb der EU mit 13,3%, Asien mit 8,3% und Nordamerika mit 5,3%. Asien zeigte mit einem Exportanstieg von 3,8% im Vergleich zum Vorjahr die höchste Dynamik – die Ausfuhren in die EU stiegen um 2,8%. Der wichtigste außereuropäische Markt für deutsche Möbelhersteller blieben jedoch nach wie vor die USA, wohin Möbel im Wert von 513 Mio. Euro verkauft wurden (+0,5%). „Leider hat das Geschäft mit den USA Ende des vergangenen Jahres auch wegen des unsicheren Handelsumfeldes an Dynamik eingebüßt“, so Kurth.

Außenhandelsdefizit sinkt weiter

Auf Importseite spielen die USA für Deutschland in Sachen Möbeln mit 105 Mio. Euro keine große Rolle, was ein Anteil am Gesamtimport von 0,8% bestätigt. Ganz anders lesen sich die Zahlen an der Spitze der Top 10 der Möbel-Ursprungsländer (vgl. Tabelle 2). Dort vereinen Polen, China und Tschechien mit einem Volumen von rund 6,942 Mrd. Euro 54,9% der deutschen Möbeleinfuhren auf sich. Wenngleich umsatzseitig 2018 weniger Möbel aus China (-1,6%) und Tschechien (-4,8%) nach Deutschland kamen. In den Top 10 sind auch die Importe aus Ungarn (-6,2%), Rumänien (-7,1%), Österreich (-12,7%) und den Niederlanden (-4,0%) zurückgegangen. Da die deutschen Möbeleinfuhren im vergangenen Jahr auch insgesamt um 0,7% auf 12,662 Mrd. Euro rückläufig waren, hat sich das Außenhandelsdefizit mit Möbeln gegenüber dem Vorjahr weiter verringert (vgl. Grafik 3).

Mittlerweile liegen auch die Januar-Zahlen der deutschen Wohn-, Polster- und Küchenmöbelindustrie. In diesem Zuge wurden auch die Zahlen für 2018 leicht korrigiert – allerdings erst nach Redaktionsschluss für den MÖBELMARKT 03/2019.

Im Folgenden finden Sie einige weitere Infos rund um die Entwicklung der deutschen Möbelindustrie:

Entwicklung der Betriebe

Die Zahl der Betriebe mit 50 und mehr Beschäftigten ging zwischen 2005 und 2018 um 17,4% oder um über 100 Einheiten auf 480 Betriebe zurück. Dies ist Ausdruck des fortschreitenden Konzentrationsprozesses in der mittelständisch geprägten Branche, zu dem auch die zunehmende Wettbewerbsintensität im In- und Ausland sowie die steigende Konzentration auf den Absatz- und Beschaffungsmärkten beitragen. Auch für die nächsten Jahre kann von einer Fortsetzung des Konzentrations-prozesses ausgegangen werden.

Entwicklung der Beschäftigten

Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der deutschen Möbelindustrie reduzierte sich zwischen 2005 und 2018 um 9,4% oder um rund 8.800 Personen auf 84.639 Beschäftigte. Während vor allem in den Krisenjahren 2008/2009 sowie in 2012/2013 aufgrund geänderter statistischer Zuordnung von Unternehmen  deutlicher Personalabbau in der Branche registriert wurde, stabilisierte sich das Beschäftigungsniveau seit dem Jahr 2014 wieder. Vor dem Hintergrund der leicht positiven Umsatzentwicklung konnten im Jahr 2018 sogar rund 700 neue Arbeitsplätze generiert werden.

Umsatzentwicklung

Die Umsatzentwicklung in den Jahren 2005 bis 2018 führt die negativen Auswirkungen der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2008/2009 auf die Branche deutlich vor Augen. Das Umsatzniveau des Vorkrisenjahres 2008 wurde erst im Jahr 2015 wieder erreicht.

Umsatz nach Bundesländern

Rund drei Viertel des Umsatzes der deutschen Möbelindustrie konzentrieren sich auf lediglich drei Bundesländer. Das größte, historisch gewachsene Möbelcluster befindet sich in Ostwestfalen. Entsprechend entfallen auf das Bundesland Nordrhein-Westfalen 37% des gesamten Branchenumsatzes. Wichtige Möbelcluster existieren außerdem in Bayern mit einem Umsatzanteil von 22% und in Baden-Württemberg mit 16%. Weitere wichtige Produktionsstandorte sind Niedersachsen, Hessen und Sachsen.

Internationale Verflechtung

Vor dem Hintergrund des stagnierenden Inlandsmarktes entwickelt sich das Exportgeschäft zum wichtigen Wachstumsmotor der Branche. Der Anteil der EU-Länder an den deutschen Möbelexporten lag 2018 bei 70,3%, gefolgt von den europäischen Ländern außerhalb der EU mit 13,3%, Asien mit 8,3% und Nordamerika mit 5,3%.


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