GfK
Konsumklima bricht ein

Das Coronavirus hat massive Auswirkungen auf die Verbraucherstimmung in Deutschland. Sowohl die Konjunktur- und Einkommenserwartung als auch die Anschaffungsneigung müssen starke Einbußen hinnehmen.

Der starke Anstieg der Infektionen in Deutschland und die damit einhergehenden Maßnahmen bzw. Beschränkungen hat das Konsumklima aktuell einbrechen lassen. Der Wert von 2,7 Punkten ist der niedrigste Wert seit Mai 2009. Damals lag das Konsumklima während der Finanz- und Wirtschaftskrise bei 2,6 Punkten.

„Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung ziehen wir unsere Konsumprognose von einem Prozent Wachstum für das Jahr 2020 zurück. Handel, Hersteller und Dienstleister müssen sich auf eine Rezession einstellen“ erklärt Rolf Bürkl, GfK-Konsumexperte. „Wie schwer diese ausfällt, wird letztlich davon abhängen, wann die Wirtschaft wieder in eine Art Normalität zurückfindet. Eine seriöse Konsumprognose kann sicherlich erst dann erfolgen, wenn absehbar ist, wie lange die Corona-Schutzmaßnahmen anhalten werden.“  

Verbraucher befürchten Rezession

Die Verbraucher sehen auf Deutschland wirtschaftlich sehr schwierige Zeiten zukommen. Die Konjunkturerwartung büßt im März 20,4 Zähler ein und rutscht auf -19,2 Punkte. Ein niedrigerer Wert wurde zuletzt im August 2012 mit -20,0 Punkten gemessen. Im Vergleich zum Vorjahr beträgt das Minus gut 27 Zähler.

Als Folge der starken Ausbreitung des Virus und den damit einhergehenden Beschränkungen hat die deutsche Wirtschaft innerhalb kürzester Zeit eine Vollbremsung vollzogen. Stillgelegte Produktion und geschlossene Geschäfte bzw. Gastronomie haben die Wirtschaftstätigkeit in vielen Bereichen fast zum Stillstand gebracht. Drohende Kurzarbeit in beträchtlichem Umfang sowie steigende Arbeitslosenzahlen schlagen inzwischen voll auf die Konsumstimmung durch. Die Angst vor Jobverlust ist innerhalb kürzester Zeit stark gestiegen.  

Einkommenserwartung im Sog einbrechender Konjunkturaussichten

Einbrechende Konjunkturaussichten führen auch zu starken Einbußen bei der Einkommenserwartung. Der Indikator verliert 13,4 Zähler und steht nun bei 27,8 Punkten. Dies ist der niedrigste Wert seit genau sieben Jahren. Im März 2013 wurden 27,5 Punkte gemessen. Im Vorjahresvergleich steht momentan ein Minus von knapp 28 Zählern zu Buche.
Die zunehmende Verunsicherung durch eine instabiler werdende Beschäftigungslage mit steigenden Zahlen bei Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit sorgt für den wachsenden Einkommenspessimismus. Zwar liegt der Indikator mit knapp 28 Zählern noch deutlich über seinem langjährigen Durchschnittswert von null Punkten, es ist aber zu befürchten, dass dieses Niveau in den kommenden Monaten nicht aufrechterhalten werden kann.

Konsumneigung bricht ebenfalls ein

Ebenso wie Konjunktur- und Einkommenserwartung erleidet auch die Konsumneigung drastische Einbußen. Der Indikator Anschaffungsneigung verliert 22,2 Zähler und rutscht damit auf 31,4 Punkte. Ein niedrigerer Wert wurde zuletzt im Juni 2013 mit 31,1 Punkten gemessen. Auch der Rückgang von gut 22 Punkten innerhalb eines Monats kann als historisch bezeichnet werden. Man muss in der Geschichte dieses Indikators schon sehr weit zurückgehen, um eine vergleichbare Entwicklung zu erkennen. Vor mehr als 13 Jahren – im Januar 2007 – wurde im Zuge der Mehrwertsteuererhöhung sogar ein (deutlich) höherer Rückgang gemessen (-60,5 Zähler).

Angesichts zu erwartender Einkommenseinbußen kann man einen noch deutlich über dem langjährigen Durschnitt von null Punkten liegenden Wert als kleinen Lichtblick im ansonsten düsteren Umfeld werten. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass die Befragung im Zeitraum vom 4. bis 16. März stattfand und damit ein Großteil der Befragten noch keine Kenntnis von Geschäftsschließungen und Produktionsstopps hatte. Zusätzlich belastend für das Konsumklima war darüber hinaus ein spürbarer Anstieg der Sparneigung.


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